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Sicherheit und Gesundheit von Frauen am Arbeitsplatz im digitalen Zeitalter

Vom 14. bis 15. Juni 2024 fand in Ružomberok / Slowakei ein Seminar zum Thema „Sicherheit und Gesundheit von Frauen am Arbeitsplatz im digitalen Zeitalter“ statt, das von NKOS (Nezávislé kresťanské odbory Slovenska) mit Unterstützung des EZA organisiert und von der Europäischen Union finanziert wurde.

An dem Seminar nahmen 45 Vertreter:innen aus der Slowakei, Polen, Ungarn, Slowenien, Belgien, der Tschechischen Republik und der Ukraine teil.

Im Rahmen des Projektes haben sie sich mit den folgenden Problemen befasst:

Im digitalen Zeitalter sind Frauen mit verschiedenen Problemen in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz konfrontiert, die oft mit den besonderen Merkmalen digitaler Arbeitsumgebungen und Technologien zusammenhängen. Hier sind einige der Probleme, die in der Seminardiskussion herausgearbeitet wurden:

  1. Digitale Ergonomie: Die Arbeit am Computer und das stundenlange Sitzen vor Bildschirmen kann zu Sehproblemen, Nacken-, Schulter- und Rücken-schmerzen führen. Spezifische ergonomische Lösungen sollten die Unter-schiede im Körperbau und die ergonomischen Bedürfnisse von Frauen berücksichtigen.

  2. Psychosoziale Faktoren: Digitale Arbeit kann isolierend wirken und zu Gefühlen der Einsamkeit und mentalen Erschöpfung beitragen, was sich besonders auf Frauen auswirken kann. Eine mangelnde Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sowie die Belastung durch die ständige Erreichbarkeit können zu Burnout und anderen psychologischen Problemen führen.

  3. Datensicherheit und Datenschutz: Für Frauen besteht ein erhöhtes Risiko von Cyberangriffen und Verletzungen der Privatsphäre, was schwerwiegende Folgen für ihr Privat- und Berufsleben haben kann. Sicherheitsmaßnahmen wie eine starke Authentifizierung und der Schutz sensibler Daten sind entscheidend für die Sicherung digitaler Arbeitsumgebungen.

  4. Technologische Ungleichheiten: Einige Frauen haben möglicherweise nur begrenzten Zugang zu modernen technologischen Geräten und Infrastrukturen, was ihre Möglichkeiten bei der digitalen Arbeit und den Zugang zur beruflichen Weiterentwicklung einschränken kann.

  5. Virtuelle Arbeitsumgebungen und Teamwork: Für Frauen kann es eine Herausforderung darstellen, sich in virtuellen Teams und Online-Arbeits-umgebungen durchzusetzen, wo sie mit Kommunikationsbarrieren und dem Aufbau von Beziehungen zu Kolleg:innen konfrontiert sein können.

Das Thema ist für die Gewerkschaften relevant. Neue Arbeitsformen, neue Berufe und neue Managementansätze stellen eine große Herausforderung für uns dar. Die Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze 2023-25“ schafft ein Bewusstsein für die Auswirkungen neuer digitaler Technologien auf Arbeit und Arbeitsplätze und die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen im Bereich Sicherheit und Gesund-heitsschutz bei der Arbeit.

14.6.2024

Ľubica Černá stellte die Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze 2023-25“ und ihre Schwerpunktbereiche vor, die während der gesamten Laufzeit der Kampagne durch spezielle Kommunikations- und Werbepakete gefördert werden sollen. Die Arbeitswelt befindet sich derzeit in einem dynamischen Wandel. Trends wie die Flexibilisierung der Arbeit und die zunehmende Digitalisierung haben erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen von Frauen. Auch die Bedeutung von Sektoren, in denen vorwiegend Frauen tätig sind, wie das Gesundheitswesen, das Bildungswesen und verschiedene Dienstleistungen, nimmt zu. Die berufliche Flexibilität eröffnet neue Möglichkeiten, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich, wie die Bewältigung von Fernarbeit und der Umgang mit erhöhtem Stress aufgrund des ständigen Kontakts zur Arbeit. Der digitale Wandel und die Automatisierung verändern die Art der Arbeit und stellen neue Anforderungen an Kompetenzen und Sicherheit. Digitale Technologien bieten neue Chancen, bedeuten aber auch neue Sicherheitsrisiken, wie Cyberangriffe und der Schutz der Privatsphäre. Virtuelle Arbeitsumgebungen wiederum stellen neue Anforderungen an Kommunikation und Zusammenarbeit, was sich auf das Arbeitsumfeld von Frauen auswirken kann.

Katarína Markovičová, Leiterin des Beratungszentrums der Universität, stellte Stressfaktoren vor, die sich auf das Arbeitsleben und die psychische Gesundheit beim Online-Lernen und -Unterricht auswirken können. Sie empfahl auch einige praktische Möglichkeiten zur Stressprävention in der Online-Bildung. Dazu zählen beispielsweise: angemessene technische Unterstützung und Schulung, Schaffung von Gemein-schafts- und Unterstützungsnetzwerken unter den Lehrkräften, Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Gewährleistung einer klaren und objektiven Bewertung, Organisation der Arbeitszeit, Gewährleistung von Möglichkeiten zur körperlichen Betätigung, Verbesserung der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

Eva Tiquet, ACV CSC Belgien,stellte gewerkschaftliche Strategien zur Verhinderung, Bewältigung und Beseitigung von Belästigung und Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz vor: eine starke Vision, bewusstes Handeln. Den Frauen wird außerdem empfohlen, ihre Ziele und die möglichen Folgen ihrer Handlungen nicht aus den Augen zu verlieren sowie auf verschiedenen Ebenen zusammenzuarbeiten.

Lidmila Nemcová, hKaP, Czechia, sprach über Erleichterungen und Hindernisse für ältere Menschen bei der Geltendmachung ihrer sozialen Rechte. Sie nannte dabei mehrere Faktoren: Diskriminierung und Vorurteile: Ältere Menschen sind mit Alters-diskriminierung in Form von Stereotypen und Vorurteilen konfrontiert, was zu ungleichen Chancen gegenüber jüngeren Menschen führen kann. Verminderte körperliche und kognitive Fähigkeiten: Mit zunehmendem Alter können die körperliche Mobilität, das Hör- und Sehvermögen sowie die kognitiven Fähigkeiten nachlassen, was es älteren Menschen erschwert, aktiv am öffentlichen Leben teilzunehmen und ihre Rechte wahrzunehmen. Wirtschaftliche Abhängigkeit: Einige ältere Menschen können wirtschaftlich von anderen abhängig sein, was ihre Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit in Bezug auf ihr eigenes Leben einschränkt. Begrenzter Zugang zu Informationen und Dienstleistungen: Viele ältere Menschen haben möglicherweise nur begrenzten Zugang zu Informationen über ihre Rechte und die verfügbaren sozialen Dienste, was deren umfängliche Geltendmachung beeinträchtigt. Gesell-schaftliche Isolation und Einsamkeit: Ältere Menschen, die isoliert sind oder sich einsam fühlen, haben möglicherweise weniger Möglichkeiten, sich über ihre Rechte zu informieren und sie in der Praxis anzuwenden.

Daniel Markovič, Leiter der Abteilung für Sozialarbeit an der Katholischen Universität in Ružomberok, zeigte, wie der Einsatz von KI den Gewerkschaften dabei helfen kann, ihre Arbeit effizienter zu gestalten, die Kommunikation mit den Mitgliedern zu verbessern und besser auf die Bedürfnisse und Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu reagieren. KI kann dabei helfen, ergonomische Gefahren in Arbeitsprozessen zu erkennen, die zu chronischen Gesundheitsproblemen bei Arbeitnehmer:innen führen können. Auf der Grundlage dieser Analyse können die Gewerkschaften gemeinsam mit der Geschäftsführung eines Unternehmens ergonomische Anpassungen und Verbesserungen an den Arbeitsplätzen vorschlagen.

15.6.2024

Aneta Szczykutowicz sprach über die Ergebnisse der Forschungsarbeit: Frauen an Fachhochschulen und Titanen der Arbeit – Frauen auf dem Arbeitsmarkt im Zeitalter des digitalen Wandels. Sie stellte zudem die Kampagne „Mädchen an die Fachhoch-schulen! Mädchen für die Wissenschaft!“ vor. Im zweiten Teil zeigte sie die verschiedenen Formen von Cybermobbing am Arbeitsplatz auf. Cybermobbing hat immer negative Auswirkungen auf die mentale und emotionale Gesundheit der Opfer. Frauen, die von Cybermobbing betroffen sind, sollten sich um Unterstützung und Schutz bemühen und gegebenenfalls Hilfe von Fachleuten, Justizbehörden und Gewerkschaftsorganisationen in Anspruch nehmen.

Monika Drąg konzentrierte sich in ihrem Vortrag auf die Erforschung der Auswirkungen der digitalen Kluft und von Cybergewalt. Sie betonte, dass die Verbesserung der digitalen Kompetenz und die Sensibilisierung für Cybergewalt von entscheidender Bedeutung sind. Frauen müssen mit dem Wissen und den Mitteln ausgestattet werden, um sich online schützen zu können. Der EU-Aktionsplan für digitale Bildung (2021-2027) unterstreicht die Bedeutung der Vermittlung digitaler Kompetenzen, um alle Bürger:innen in die Lage zu versetzen, sich sicher in der digitalen Welt zu bewegen.

Bardócz András, KPSZT (Ungarn), Karolina und Boris Korenčan, NSi (Slowenien), Marie Čapková, hKaP (Tschechische Republik), Yuriy Kurylo, VOST „VOLYA“ (Ukraine) sprachen darüber, wie die Gewerkschaften in ihren jeweiligen Ländern mit den Herausforderungen des Schutzes von Arbeitnehmerinnen im digitalen Zeitalter umgehen.

In der Sitzung am Nachmittag wurden die Teilnehmer:innen in 2 Gruppen in verschiedenen Räumen aufgeteilt. Die Moderatorin des ersten Workshops war Zdena Černá, eine spezialisierte Physiotherapeutin. Sie betonte, wie wichtig es für Frauen, die am Computer arbeiten, ist, direkt am Arbeitsplatz einfache Übungen zu machen, die dazu beitragen können, die Muskeln zu entspannen, die Blutzirkulation zu verbessern und Spannungen im Körper zu minimieren. Sie demonstrierte mehrere Übungen, die Frauen direkt am Arbeitsplatz anwenden können. Die Teilnehmer:innen benutzten bei den Übungen einfache Gummibänder.

Die Referentin des zweiten Workshops war Noemi Šimunková von der slowakischen Medizinischen Universität, die erklärte, warum präventive Messungen der Zucker-, Harnsäure- und Cholesterinwerte für Frauen wichtig sind. Sie erläuterte die optimalen Werte und wie sie zu messen sind. Sie maß den Blutdruck, den Blutzuckerspiegel, den Harnsäure- und Cholesterinwert der Teilnehmer:innen direkt vor Ort. Nach dem Ende des jeweiligen Workshops tauschten die Gruppen.

Empfehlungen

Es wurden gemeinsame Empfehlungen erarbeitet:

  1. Einführung spezifischer Leitlinien und Schulungen: Die Gewerkschaften sollten sich für die Einführung spezifischer Leitlinien für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz für Frauen einsetzen, die in einer digitalen Arbeitsumgebung tätig sind. Diese Leitlinien sollten Empfehlungen zur Vermeidung digitaler Ermüdung, zur richtigen Einrichtung des Arbeitsplatzes und zu sicheren Online-Arbeitsmethoden enthalten.

  2. Überwachung der Arbeitsbedingungen: Die Gewerkschaften sollten sich für eine regelmäßige Überwachung der Arbeitsbedingungen von Frauen einsetzen, die in einer digitalen Arbeitsumgebung tätig sind, um festzustellen, ob ihre Tätigkeit gesundheitliche Probleme oder psychischen Stress verursacht.

  3. Unterstützung für das psychische Wohlbefinden: Die Gewerkschaften sollten sich für die Unterstützung von Frauen und die Bereitstellung von Ressourcen zur Verbesserung ihres psychischen Wohlbefindens einsetzen. Dies kann den Zugang zu psychologischer Beratung, Stressmanagement und Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie umfassen.

  4. Eintreten für die Rechte am Arbeitsplatz: Die Gewerkschaften sollten sich aktiv für die Rechte am Arbeitsplatz einsetzen, um ein sicheres und gesundes Umfeld für Frauen in der digitalen Welt zu gewährleisten. Dazu gehören die Bekämpfung von sexueller und geschlechtsspezifischer Diskriminierung, die Gewährleistung von gleichem Lohn für gleiche Arbeit und der Schutz vor Online-Belästigungen und Mobbing.

  5. Bildungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen: Die Gewerkschaften sollten Bildungsprogramme und Sensibilisierungsmaßnahmen organisieren, um das Bewusstsein ihrer Mitglieder für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz im digitalen Umfeld zu stärken. Dazu können Workshops, Webinare und der Austausch von bewährten Methoden und Informationen über Online-Sicherheit gehören.

  6. Unterstützung von Forschung und Politik: Die Gewerkschaften sollten die Forschung über die Auswirkungen der digitalen Arbeitsumgebung auf die Gesundheit von Frauen unterstützen und sich aktiv an der Gestaltung von Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit von Frauen am Arbeitsplatz im digitalen Zeitalter beteiligen. Dazu gehört die Lobbyarbeit für gesetzliche Maßnahmen zum Schutz der Rechte von Frauen, die online tätig sind, und die Schaffung eines Umfeldes, das ihre Gesundheit und Sicherheit unterstützt.

Diese Empfehlungen können den Gewerkschaften dabei helfen, den Arbeitsschutz für Frauen im digitalen Zeitalter wirksam zu verbessern und ihre Position in Bezug auf die Arbeitsbedingungen im Online-Umfeld zu stärken.